Diss.: Essen mit/als Methode

Essen mit/als Methode. Experimentelle ethnographische Perspektiven auf ein Alltagsphänomen

Meals as/with a method. Experimental ethnographic perspectives on an everyday phenomenon (see english summary below)

Rezensionen:

o.A.: Rezension zu Reimers, Inga: Essen mit und als Methode. Zur Ethnographie außeralltäglicher Mahlzeiten. Bielefeld 2022, In: Ökologisches Wirtschaften 1.2023 (38), Thema: Nachhaltige Stadtentwicklung, S. 56

Patrick Pollmer: Rezension zu: Reimers, Inga: Essen mit und als Methode. Zur Ethnographie außeralltäglicher Mahlzeiten. Bielefeld 2022, In: H-Soz-Kult, 25.01.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-128181>.

Zusammenfassung der Arbeit:

Nahrung und ihre Herstellung sowie Zubereitung sind seit jeher Forschungsgegenstand in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Dabei wird die Mahlzeit in der geisteswissenschaftlichen Forschung wie auch im Alltag als soziale Situation par excellence verhandelt, beziehungsweise das verbindende Potential der Mahlzeit implizit angenommen.

Wie, was und wo gegessen wird, ist hierbei Ausgangspunkt für Kultur- und Gesellschaftsanalysen zum Beispiel in Bezug auf zentrale Themen wie Nachhaltigkeit, Gesundheit und Migration. Was jedoch in diesen Situationen des Essens und auch Kochens genau passiert und welchen Beitrag das gemeinsame Essen und Kochen für das Zusammenkommen und Verbinden von Menschen leisten, ist in den zahlreichen Forschungen in diesem Bereich nach wie vor wenig empirisch untersucht worden – insbesondere wenn es sich um Mahlzeiten außerhalb des eigenen Haushalts im öffentlichen Raum handelt.

Die vorliegende Arbeit nimmt daher außeralltägliche Situationen kollektiven Essens zum Ausgangspunkt einer ethnographischen Analyse des Alltagsphänomens Essen. Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei so genannte Ess-Settings. Darunter werden Situationen verstanden, in denen kollektiv gegessen und teilweise auch gekocht wird, und dies mit einem vorab kommunizierten Thema oder Zweck verbunden wird. In den untersuchten Ess- Settings waren dies beispielsweise das Sammeln von Spenden, das Schaffen von Begegnung und Beteiligung sowie die Arbeit an Themen wie Zukunft oder Nachbarschaft. Bei der Erforschung dieser Ess-Settings waren folgende Fragen zentral:

  • Welche Potentiale werden diesen Situationen von Gästen und Gastgebenden zugeschrieben
  • Können diese Zuschreibungen in der Praxis umgesetzt werden?
  • Welche Rolle spielen kollektives Essen und Kochen dabei?
  • In welchem gesellschaftlichen Kontext realisieren sich diese Ess-Settings und was sagen sie über aktuelle Probleme und Bedürfnisse aus?

Die Analyse dieser Settings erfolgt dabei unter drei Perspektiven, die aus dem Forschungsmaterial entwickelt wurden: Hierbei handelt es sich erstens um die narrative Figuration von Essen und Kochen, die im Hinblick auf die diskursive Bedeutungsproduktion für das Versammeln und Verbinden in den Ess-Settings maßgeblich war. Zweitens ist die Perspektive auf sinnich-leibliche Wahrnehmung als reziproker Prozess zwischen Subjektivität und Sozialität zentral, die Wahrnehmung als Erfahrungs- und Erkenntnispraxis thematisiert. In der dritten Perspektive kommen die gesellschaftlichen Dimensionen kollektiven Essens und Kochens zum Tragen, indem die Kontexte der Ess-Settings sowie die konkrete Handlungsebene zum Beispiel im Hinblick auf Gastlichkeitskonzept dargestellt werden.

Um routinemäßige Abläufe beim Essen und Kochen sowie deren Wahrnehmung greif- und verhandelbar machen zu können, ergänzt diese Arbeit das ethnographische Methodenspektrum um künstlerisch- und sinnlich- informierte Verfahren. Insbesondere im Rahmen der so genannten Taktsinn-Forschungsdinner wurden Hypothesen, die aus der teilnehmenden Beobachtung unterschiedlicher Ess-Settings entstanden sind, experimentell erprobt und getestet. Somit leistet die vorliegende Forschung auch einen wichtigen methodologischen Beitrag (nicht nur) für die kulturwissenschaftliche, ethnographische Nahrungsforschung.

Summary

Food and its production and preparation have always been the subject of research in various scientific disciplines. In humanities as well as in everyday life, the meal is considered a social situation par excellence and the connecting potential of the meal is implicitly assumed. How, what, and where people eat have been the subject of cultural and social analyses, for example, in relation to crucial issues such as sustainability, health, and migration.

However, what exactly happens in these situations of eating and also cooking, and what contribution collective eating and cooking make for assembling and connecting people, has still been little empirically investigated – especially when it comes to collective eating in public spaces. This research, therefore, takes extra-ordinary settings of collective eating as the starting point for an ethnographic analysis of the everyday phenomenon of eating, focusing on so-called eating settings. These are situations in which people eat (and cook) collectively, and this is linked to a previously communicated topic or purpose. In the eating settings studied, these topics were, for example, collecting donations, creating encounters and participation, and working on issues such as future(s) or neighborhood. The research of these settings was led by the following research questions:

  • What potentialities are associated to these situations by guests and hosts?
  • Can these potentialities be realized in practice?
  • What role do collective eating and cooking play in this?
  • In which social context do these dining settings materialize and what do they tell about current problems and needs?

The analysis of these settings is done from three perspectives developed from the research material: These are, first, the narrative figuration of eating and cooking, which was essential in terms of discursive meaning production for gathering and connecting people in the eating settings. Second, the perspective on sensory-bodily perception as a reciprocal process between subjectivity and sociality is described as central in addressing perception as both a practice of experience and knowledge production. In the third perspective, the social dimensions of collective eating and cooking come into play by presenting the societal contexts of eating settings as well as the concrete practices, for example in connection to the concept of hospitality.

To make routines of eating and cooking as well as their perception tangible, this PhD thesis supplements ethnographic methodology with sensually and arts-informed methods. In particular, in the context of the so-called Taktsinn research dinners, hypotheses that emerged from participant observation of different dining settings were experimentally tried out and tested. Thus, the present research also makes an important methodological contribution (not only) to ethnographic food research.

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